Endlich sind wir hier, auch nach der ersten Nacht auf Korsika ist es irgendwie schwer zu glauben. Aber der Blick aus dem Fenster direkt aufs Meer nimmt uns die letzten Zweifel und wir starten in den ersten wunderschönen Tag auf dieser traumhaften Insel.

Am Vormittag gehen wir zum ersten Mal mit Leon an den Strand. Er spielt im Sand, als hätte er es schon immer gemacht. Als Patrick mit ihm ins kalte Wasser geht, jauchzt er quietschvergnügt und lässt sich absolut gar nichts anmerken, wir sind total verblüfft. Nicht einmal ich traue mich weiter hinein, als bis übers Knie. Bei um die 20 Grad Lufttemperatur ist es mir doch irgendwie noch zu frisch zum Baden, aber meinen beiden Männern macht es so gar nichts aus.

Am Nachmittag erledigen wir ein paar Einkäufe und überlegen, wie wir die kommenden Tage gestalten wollen. Wir entscheiden uns, dass wir auf jeden Fall noch einen Tag hier im Norden bleiben wollen, um das Cap Corse zu umfahren. Und so starten wir am 21. Mai nach dem Frühstück nur mit dem Auto Richtung Norden und fahren auf der D80 von Bastia immer an der Ostküste des Cap Corse entlang durch malerische Örtchen wie Pietranera, Miomo, Grigione, Lavasina und Erbalunga. Immer wieder sichten wir einen der 85 Genuesertürme, die einst auf Korsika errichtet wurden. Ca. 60 sind heute noch mehr oder weniger gut erhalten. Die Türme wurden im 16. Jahrhundert vom Stadtstaat Genua an Landvorsprüngen, Kaps und anderen wichtigen Stellen entlang der Küste erbaut, um die Insel vor Überfällen durch Piraten zu schützen und zum Schutz der Handelsrouten rund um die Insel.

Vorbei an malerischen Buchten fahren wir bis an die Nordspitze des Cap Corse ins kleine Fischerörtchen Barcaggio, wo wir das erste Mal stoppen und ein bisschen spazieren gehen. Hier merkt man, dass die Hochsaison noch weit entfernt ist. Die kleinen Restaurants am Hafen haben zwar geöffnet, aber nur wenige Gäste verirren sich im Moment hier her. Wir wandern eine Zeit lang am Sandstrand entlang und verweilen dann zum Essen in einem der kleinen Lokale. Die Aussicht auf die vorgelagerte Insel „Ile de la Giraglia“ ist wunderschön.

Wir setzen unsere Fahrt fort und halten nur ein kurzes Stück später am Pass Col de la Serra, wo wir erstmalig einen Blick auf die felsige Westküste des Cap Corse genießen können. Zwar etwas wolkenverhangen, aber tatsächlich erblicken wir sogar die über 2.000 m hohen Berge Korsikas. Bei klarer Sicht kann man von hier sogar das italienische und französische Festland erblicken.

Etwas oberhalb vom Pass befindet sich eine alte, restaurierte Windmühle, „Moulin Mattei“. Wir packen Leon in die Trage und wandern bis auf die Erhebung, von dort ist der Ausblick zur Westküste vom Cap Corse noch schöner. Der nächste Küstenort ist von hier oben ein malerischer Anblick, die kleine Gemeinde Centuri ist der nördlichste Ort an der Westküste vom Cap Corse und hat einen schmucken kleinen Fischerhafen. Heute ist Centuri der wichtigste Langusten-Fischerhafen von ganz Korsika. Wir begnügen uns mit der Aussicht auf Centuri und entscheiden uns, dass wir doch an der Westküste zurück Richtung Bastia fahren wollen. Diese Variante braucht aufgrund der engen, gewundenen Straße mehr Zeit, sodass wir ursprünglich an der Ostküste wieder zurück fahren wollten. Unsere Entscheidung sollten wir jedoch nicht bereuen.

Leon schlummert im Auto, sodass wir eine ganze Zeit lang der Westküste folgen und immer wieder die wunderschöne Weitsicht genießen. Wir passieren die kleinen Orte Pino, Minervio, Marine de Giottani und Albo. Die Strecke ist immer kurvenreich und wild und ermöglicht jederzeit Ausblicke auf die seit langer Zeit nicht mehr bewirtschafteten Terrassen, die sich bis hinunter zum Meer ziehen. Im Örtchen Nonza, der in der Hochsaison regelrecht überrannt wird, erblicken wir einen tollen, dunkelgrauen Kiesstrand und wieder einen der erhaltenen Genuesertürme.

Als Leon aufwacht, befinden wir uns kurz vor Marine de Farinole und beschließen, eine Badepause zu machen, bevor es wieder zurück auf den Campingplatz nach Bastia geht. Am langen Sandstrand sind wir ganz allein und als die Sonne sich zeigt, gehen Patrick und Leon ins Wasser, unser kleiner mutiger Löwe ist so tapfer, es ist einfach verrückt.

Über die Berge nehmen wir die kurvenreiche D81 zurück nach Bastia und sind pünktlich zum Abendessen zurück auf unserem Campingplatz San Damiano. Auch wenn wir den Ausflug ans Cap Corse entsprechend Leons Schlafenszeiten ausrichten mussten und dadurch seltener anhalten konnten, als wir es ohne Kind gemacht hätten, war es ein gelungener Tag voller wunderschöner Eindrücke von Korsika!

Am 22. Mai verlassen wir Bastia und setzen unsere Reise an die Nordwestküste Korsikas fort, wir fahren etwa 1,5 Stunden bis nach Calvi. Wir entscheiden uns für den Campingplatz La Pinede und nach einem ersten Mittagessen zieht es uns gleich an den langen, weißen Sandstrand von Calvi, den wir vom Campingplatz zu Fuß in wenigen Minuten erreichen. Ein absoluter Traumstrand für Kinder, wenn auch mit wenig Schatten. Aber das Wasser ist glasklar und super flach, einfach wunderschön. Am Nachmittag zieht es etwas zu und ein frischer Wind lässt uns aufbrechen. Am Campingplatz machen wir uns frisch und fahren mit den Rädern nach Calvi, wo wir erst ein leckeres Eis essen und uns dann sogar mit Leon ins Restaurant trauen, was super gut klappt. An der Promenade haben alle Cafés und Restaurants geöffnet, es fühlt sich an, als bekämen wir ein Stück Normalität zurück. Natürlich gilt auch hier eine Maskenpflicht und weitestgehend halten sich die Leute auch daran.

Inzwischen klappen auch die Nächte im Wohnwagen richtig gut. Leon hat sich an die neue Situation gewöhnt. Er wird zwar wie auch Zuhause 2 bis 3 mal nachts wach, schläft nach dem Stillen aber prima weiter und in der Früh holen wir ihn dann meist gegen 6.30 Uhr zum Kuscheln zu uns ins große Bett. So starten wir zu dritt in den nächsten schönen Tag.
Am 23. Mai unternehmen wir einen Ausflug ins beeindruckende Fangotal, was nicht weit entfernt ist von Calvi. Der Wanderweg führt immer am Fluss entlang und die Ausblicke auf die herabrauschenden Wassermassen sind absolut phänomenal. Immer wieder bilden sich große, tiefe Becken, die sogenannten Gumpen, in denen man hervorragend baden gehen kann. Wenn da nur die Wassertemperatur von ca. 12 Grad nicht wäre. Natürlich finden wir ein richtig schönes Plätzchen für eine Pause und nach einiger Überwindung trauen wir uns auch ins Wasser. Ich glaube, Leon macht es am aller wenigsten aus. Das Kraxeln über die unzähligen Felsen macht super viel Spaß und die Landschaft ist bezaubernd, man kann sich gar nicht satt sehen. Leon schläft unterwegs in der Trage, sodass wir gemütlich zurück zum Auto schlendern können. Auf der Heimfahrt gönnen wir uns eine leckere Pizza und sind erneut überrascht, dass die Franzosen so gute Pizza machen.

Der kommende Tag ist verregnet und kühl, sodass wir die Zeit zur Weiterfahrt nutzen. Wir verlassen Calvi, bleiben aber noch im Norden von Korsika und fahren ca. 1,5 Stunden bis nach Corte im Landesinneren, der Universitätsstadt von Korsika. Wir steuern den kleinen, aber wunderbar inmitten der Berge gelegenen Campingplatz „Camping farm Peridundellu“ mit Blick auf den Monte D’Oro an. Verblüfft stellen wir fest, dass wir hier plötzlich nur auf deutsche Camper treffen, so waren wir auf den anderen Plätzen bisher die einzigen Deutschen. Wir richten uns ein, verbringen zum ersten Mal eine gemütliche Mittagsruhe im Wohnwagen und erledigen am Nachmittag einige Einkäufe. Später lässt sich die Sonne doch noch blicken, sodass wir mit Leon noch einen Spaziergang machen und nach den Badestellen am Le Vecchio Fluss suchen, der direkt am Campingplatz vorbei fließt.

Am 25. Mai nutzen wir das Vormittagsschläfchen von Leon, um beide ein wenig an unseren Reiseblogs zu arbeiten. Gegen Mittag fahren wir dann mit dem Auto eine knappe halbe Stunde bis in den winzigen Ort Canaglia, wo wir uns zumindest für ein kleines Stück auf einen von Korsikas tollen Weitwanderwegen begeben wollen. Der längste und bekannteste Weitwanderweg auf Korsika ist der GR20, der die Insel von Norden nach Süden in ca. 16 Etappen über eine Strecke von 180 Km und 12.500 Höhenmeter überquert. Mit meiner Zwillingsschwester Rosi habe ich den GR20 im Jahr 2015 gemeinsam absolviert und die Erinnerungen daran sind phänomenal. Ein weiterer Weitwanderweg auf Korsika, der sogenannte Mare a Mare Nord überquert die Insel im Norden von der Westküste bis zur Ostküste und wird sehr gern schon im Frühjahr begangen, weil er im Gegensatz zum GR20 dann schon schneefrei ist. Unsere heutige Wanderung von Canaglia bis zum Wasserfall „Cascade du Meli“ ist Teil dieses Weitwanderwegs und verläuft die ganze Zeit entlang des Flusses „Ruisseau de Manganello“. Die Wassermassen sind beeindruckend. Immer wieder halten wir an und lassen unseren Blick schweifen, genießen die Ruhe, das Rauschen, die Farben, die Einzigartigkeit dieser wunderschönen Landschaft. Auf dem Rückweg machen wir an einer flachen Badestelle eine Pause. Natürlich geht es auch wieder ins Wasser, aber es ist tatsächlich noch kälter als im Fangotal und kostet enorme Überwindung. Wir schätzen das Wasser auf unter 10 Grad. Das wir uns alle drei hinein getraut haben, macht uns ganz schön stolz und zufrieden erreichen wir etwas später unser Auto und machen uns auf den Rückweg zum Campingplatz.

Am 26. Mai verbringen wir einen ruhigen Tag am Campingplatz ohne größere Vorhaben. Das Wetter ist wunderbar, der Ausblick in die Berge einfach nur schön und wir wollen ohne Autofahren einfach mal ein bisschen relaxen. Leider hat Patrick am Vormittag plötzlich höllische Rückenschmerzen, kann sich eine Zeit lang kaum bewegen und wir machen uns große Sorgen. Wir haben keine Ahnung, woher der Schmerz plötzlich kommt und versuchen mit Massage und Wärmflasche ein bisschen Linderung zu verschaffen. Zum Glück bessert es sich im Laufe des Tages wieder.

Am Nachmittag zieht es uns nochmal auf Erkundungstour hinunter an den schönen Fluss Le Vecchio, der direkt am Campingplatz vorbei fließt. Bisher konnten wir die Badestellen noch nicht finden und wollen nochmal unser Glück versuchen. Nach einiger Suche und ganz schön abenteuerlicher Kraxelei durchs Unterholz finden wir eine schöne Stelle, wo man gut ins Wasser hinein gehen kann und genießen die Einsamkeit und das Rauschen des Flusses.

Leon haben wir zum ersten Mal in der Babytrage auf dem Rücken und nicht mehr vorn auf dem Bauch. Ihm gefällt es und an unserer Badestelle schläft er sogar zum ersten Mal draußen auf der Decke. Wir sind so stolz auf den kleinen Abenteurer!

Es zieht uns wieder ans Meer und den Strand und so verlassen wir am 27. Mai den schönen Campingplatz „Camping farm Peridundellu“. Wir entscheiden uns für die Ostküste als nächstes Ziel und fahren eine gute Stunde bis nach Solenzara. Auf dem kleinen und naturbelassenen Campingplatz Sole D’Oru sind wir tatsächlich fast die Einzigen und suchen uns das beste Plätzchen aus, direkt am Strand. Es ist wunderschön hier und wir freuen uns auf die kommenden Tage am Meer.

Am Strand in Bastia. Am Cap Corse, am Hafen in Barcaggio. Am Cap Corse unterwegs. Tolle Aussicht auf die Westküste vom Cap Corse. Wunderbare Aussicht vom Pass Col de la Serra. Am Strand in Marine de Farinole. Am Strand in Marine de Farinole. Campingplatz La Pinede. Am Strand in Calvi. Eis essen in Calvi. Mit Leon im Restaurant in Calvi. Ausflug ins Fangotal. Ausflug ins Fangotal. Fango Fluss. Leon in der Trage. Das Flusswasser hat ca. 12 Grad. Tolle Badestelle am Fango Fluss. Müder Leon. Neuer Campingplatz „Camping farm Peridundellu“ Am Le Vecchio Fluss unterwegs. Mit Leon auf Erkundungstour. Wanderung am Fluss „Ruisseau de Manganello“ Am Wasserfall „Cascade du Meli“ Tolle Badestelle am Fluss „Ruisseau de Manganello“ Tolle Badestelle am Fluss „Ruisseau de Manganello“ Entspannter Tag am Campingplatz. Leon probiert Erdbeeren. Tolle Aussicht am Campingplatz. Spaß mit Papa. Aufnahme mit der Drone am Le Vecchio Fluss. Mit Leon auf Erkundung am Fluss. Wir genießen die Elternzeit sehr!